Sonntag, 5. Juni 2016

Im Liebieghaus: Triumph der Bilder - Fotografieren verboten

Ich habe es gestern auf Facebook ja schon kurz erwähnt: an der Ausstellung im Frankfurter Liebieghaus ist natürlich zu kritisieren, dass sie ausgerechnet unter dem Titel „Triumph der Bilder” - das Fotografieren verbietet.
Eingang zum Museum Liebieghaus, Frankfurt -
"Legt ab, Ihr Sterblichen,
alles, womit Ihr Euch Bilder machen könntet"

Blöderweise sind außerdem die Beschilderungen mal wieder auf eine regelrecht besucherverachtende Art gestaltet und angebracht. Es geht einfach nicht an, Ausstellungsgegenstände so gedankenlos zu beschildern. Eine 2 Meter große Statue am Sockel (!) in schätzungsweise 12 Pt. kleiner Schrift, weiß auf schwarz, zu „beschreiben”, heißt doch eigentlich „Es ist mir scheißegal, ob Ihr das lest. Leiht Euch halt nen Audioguide!” (der allerdings so profane Informationen wie Alter und Provenienz der Gegenstände sowieso nicht bietet).

Dazu kommt, dass - unabänderlicherweise - ein Großteil der Statuen eben nicht die verlorenen griechische (Bronze-)Originale, sondern griechische oder römische (Marmor-)Kopien sind. Dann aber bei der Beschriftung zwar die Epoche, gerne auch den Künstler des Originals zu nennen, die Kopie aber nicht zu datieren, ist einfach unprofessionell. Und ob die ausgestellten Gegenstände wirklich das schummerige Licht benötigen, das offenbar Stimmung erzeigen soll, wage ich zu bezweifeln. Die marmornen Statuen, erst recht die - zahlreichen - gipsernen Kopien brauchen das jedenfalls nicht, und auch die amateurhaften Videos, die über manche Wände huschen, sind mehr als entbehrlich.

So. Trotzdem ist die Ausstellung eine Reise wert, und das „Digitorial”, das zur Einstimmung und Vorbereitung angeboten wird, erläutert ganz hervorragend, worum es geht. Auf der Website heißt es:  
Die große Sonderausstellung „Athen. Triumph der Bilder“ eröffnet einen völlig neuen Blick auf die wirkmächtige Bilderwelt des hochklassischen Athen sowie dessen Prozessionen, Opfer und Feste – und erzählt zugleich den faszinierenden Gründungsmythos der Stadt.
Dieser Mythos drehte sich um das Leben des Erechtheus und seiner jungfräulichen Mutter Athena. Er bestimmte den Zyklus des attischen Kalenderjahres und seiner Rituale: vom Geburtsfest des späteren Königs von Attika bis zur Feier seines Opfertodes. Die Märchen schrieben sich aber nicht nur in die Zeremonien der Stadt ein. Sie bildeten auch den Ausgangspunkt für ein gewaltiges Kultur- und Bildprogramm – das bis heute vielleicht ehrgeizigste der westlichen Welt.
In einer dichten szenografischen Inszenierung durchläuft der Besucher zwölf Räume und damit die zwölf Monate des attischen Kalenders. Die Ausstellung versammelt über hundert bedeutsame Leihgaben aus den großen Sammlungen, etwa des British Museum, des Louvre oder der Vatikanischen Museen. Antike Mythen und Kulte werden anhand von grafischen und medialen Elementen zusätzlich lebhaft illustriert. Das hochklassische Athen und die Kulturlandschaft Attikas präsentieren sich so in ihrer ganzen urtümlichen Kraft.

Ja. Athen als Ergebnis des Masterplanes von Perikles und und Phidias mittels der religiösen Deutung des Jahreskreises zu präsentieren, gelingt überzeugend. Dazu kommt, dass die Rekonstruktion der beiden wunderbaren nackten Griechen, die überzeugend als  Erechtheus und Eumolpos, die Gegner im eleusinischen Krieg, gedeutet werden, einfach überwältigend ist (das oben verlinkte „Digitorial” zeigt in einer sehr guten Animation, wie die originalen Bronzenstatuen zur Rekonstruktion werden). Vielleicht ist es ja sogar besser, dass hier niemand auch noch fotografisch dokumentiert meinen ruinierten Altmännerkörper inmitten dieser Schönheiten bemittleiden muss. 

Und die paar Kleinigkeiten machen wir nächstes Mal besser, ok, Liebieghaus?